Um das Potenzial von Holzprodukten für Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften auszuschöpfen, ist die Bundespolitik dringend gefordert. Gleichzeitig muss sich der Bund verstärkt mit den Akteuren auf Länder- und EU-Ebene abstimmen. Das wurde beim Parlamentarischen Abend des Deutschen Holzwirtschaftsrates (DHWR) in Berlin deutlich. Die Zeit drängt.
So warnte der DHWR in Anwesenheit des Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese (SPD), der Schirmherr der Veranstaltung war, sowie zahlreichen Abgeordneten aus Regierungs- und Oppositionsfraktionen vor weiteren Nutzungsbeschränkungen im Wald. Gleichzeitig warb die zentrale Interessengemeinschaft der deutschen Holzwirtschaft, der auch Tischler Schreiner Deutschland angehört, für mehr nachhaltig gewonnenes Holz aus regionalen Quellen.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion erörterten Abgeordnete aus Regierung und Opposition zentrale von den Ampel-Parteien im Koalitionsvertrag genannte Vorhaben. Dirk Wiese, der mit dem Hochsauerlandkreis einen sehr waldreichen Wahlkreis vertritt, wies auf das große Potenzial der Holznutzung im Einklang mit dem Klimaschutz hin. Statt auf eine pauschale Stilllegung zu setzen, plädiert Wiese für eine deutliche Ausweitung des Bauens mit Holz, auch um so die Fixierung von Kohlenstoff im Gebäudebestand zu steigern. Dafür müssten der Bauwirtschaft aber genügend Mengen an heimischem Rohstoff zur Verfügung stehen, hob der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende hervor. Damit schlug Wiese Töne an, die auch TSD-Hauptgeschäftsführer Martin Paukner gefallen haben dürften: "Gerade in einem Land wie Deutschland darf Holz als eine der wichtigsten Zukunftsressourcen nicht künstlich verknappt werden."
Holz-, Leichtbau und Ressourcensicherungsstrategie vorantreiben
Kassem Taher Saleh, Obmann von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestagsausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen hebt das Potenzial von Holz als Baustoff hervor. "Auf Gebäude- und Bausektor sind derzeit rund 30 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen zurückzuführen. Die nachhaltige Nutzung von Holz zum Ersatz von Produkten mit hohem CO2-Fußabdruck ist Teil der Lösung, um die Erderhitzung zu mindern", betonte Taher Saleh. Deshalb wolle die Ampel die konkrete Formulierung einer Holzbau-, Leichtbau- und Ressourcensicherungsstrategie nun in den nächsten Monaten vorantreiben.
Erreichen der Wohnungsbauziele mit Holz
Angesichts steigender Baukosten, die auch besonders nachhaltiges Bauen betreffen, erinnerte die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Carina Konrad, an die Potenziale modernen nachhaltigen Bauens. Das Bauwesen sei auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen, die Innovationen ermöglichten. Den Unternehmen sagte sie zu, die rechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen und Hindernisse abzubauen. Die Entwicklung alternativer und innovativer Baustoffe biete eine Chance, Häuser in Zukunft schneller, nachhaltiger und hochwertiger zu errichten. Holz sei aus technischen und wirtschaftlichen Gründen auch besonders zur Nachverdichtung und Aufstockung von Bauwerken geeignet. "Serielles Bauen mit Holz als Baustoff bietet somit erhebliche Möglichkeiten, kostengünstig und innovativ zu bauen und damit einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Wohnungsbauziele zu leisten", sagte Konrad.
Wert als heimisch verfügbarer Energieträger
Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion machte Andreas Jung deutlich, dass die Nutzung von Holz weit über Bau und verbrauchernahe Produkte hinausgehe. "Wir brauchen auch die energetische Verwendung von Holz, zumal wenn sie in regionalen Kreisläufen mit kurzen Transportwegen abläuft. ‚Schützen durch Nützen‘ heißt dabei der Grundsatz für eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder", so der stellvertretende CDU-Vorsitzende. In der aktuellen Situation zeige sich deutlich, welchen Wert heimisch verfügbare Energieträger für unsere Energiesicherheit haben. "Die Bundesregierung darf die meist mittelständisch geprägten Unternehmen der Holzwirtschaft angesichts aktueller und auch künftig durch den Ukraine-Krieg zu befürchtender Turbulenzen nicht allein lassen", mahnt Jung.
Hintergrund
Der Deutsche Holzwirtschaftsrat ist die zentrale Interessengemeinschaft der deutschen Holzwirtschaft. Er vertritt heute über seine Mitgliedsverbände, zu denen auch Tischler Schreiner Deutschland gehört, 70.000 überwiegend mittelständische Betriebe, die mit 650.000 Beschäftigten einen jährlichen Umsatz von 120 Milliarden Euro generieren. Die Organisation deckt damit die gesamte Wertschöpfungskette des Rohstoffes Holz ab. Diese reicht vom Waldholz, das von der Säge-, Holzwerkstoff- sowie Zellstoff- und Papierindustrie bearbeitet wird, über die Weiterverarbeitung von Holz und Holzprodukten in der Möbel- und Packmittelindustrie, in der Pelletproduktion sowie in den Handwerksbetrieben und im Holzbau bis hin zum Vertrieb durch den Handel. Der Kreislauf schließt sich durch das Recycling von Altpapier und Holz.